Geburtseinleitung:
Wann ist sie nötig?
Wehen auslösen will gut überlegt sein
Insgesamt wird eine vaginale Geburt gegenüber dem Kaiserschnitt präferiert, da diese als vorteilhafter für Mutter und Kind angesehen wird.7 Auch wenn das operationsbedingte Risiko bei einem Kaiserschnitt stetig kleiner wird, so geht die vaginale Geburt weiterhin mit einem geringeren Risiko für die Mutter einher.8
Eine Geburtseinleitung soll den Körper dazu bewegen, die Geburt zu starten. Eine Einleitung ist eine Risikoabwägung zwischen dem künstlichen Start der vaginalen Geburt und den eventuell auftretenden Risiken bei einer Fortführung der Schwangerschaft für Mutter und Kind. Die Entscheidung sollte immer gut begründet sein.4
Die werdende Mutter wird in diesen Entscheidungsprozess miteinbezogen und entscheidet sich gemeinsam mit der Ärztin oder dem Arzt die Einleitung durchzuführen.4
Berücksichtigt wird hierbei auch die individuelle Situation der werdenden Mutter:4
- Alter und/oder Übergewicht
- Raucherin
- Erstgebärend
- Lage des Kindes
- Reifegrad Gebärmutterhals und Öffnung Muttermund
- Kindliches Gewicht
Mögliche Gründe für eine Geburtseinleitung:4
Experten empfehlen folgende Richtschnur für eine Einleitung der Geburt
bei Terminüberschreitung oder Übertragung:4
Terminüberschreitung oder Übertragung
Wie oben erwähnt, wird der Zeitraum von 40+1 SSW bis 41+6 SSW als Terminüberschreitung definiert. Ab 41+0 SSW kann, und ab 41+3 SSW sollte eine Geburtseinleitung empfohlen werden.4 Der Zeitraum der Übertragung beginnt mit 42+0 SSW. Ab diesem Zeitpunkt wird eine Geburtseinleitung dringend empfohlen.4
Vorzeitiger Blasensprung
Ein früher vorzeitiger Blasensprung findet bereits vor 37+0 SSW statt und birgt das Risiko einer Infektion für Mutter und Kind. Wenn es keinen Hinweis für eine solche Infektion gibt, sollte spätestens ab 37+0 SSW die Geburtseinleitung empfohlen werden.4 Bei einem vorzeitigen Blasensprung nach 37+0 SSW sollte spätestens nach 24 Stunden die Geburt eingeleitet werden.4
Schwangerschaftsdiabetes
Bei einem Schwangerschaftsdiabetes sollte eine gute medikamentöse oder diätetische Einstellung des Diabetes angestrebt werden. Dann besteht kein Grund zur Geburtseinleitung vor dem errechneten Entbindungstermin. Ein diätetisch gut eingestellter Schwangerschaftsdiabetes stellt für sich genommen keine Indikation zur Geburtseinleitung dar.4
Abnorme Fruchtwassermengen
Wenn isoliert die Fruchtwassermenge von der Norm abweicht, gibt es keinen Grund für eine Geburtseinleitung. Eine erhöhte Fruchtwassermenge kann aber auch im Zusammenhang mit anderen Risiken auftreten, weshalb sie genau und weiter untersucht werden sollte.4
Unterdurchschnittliches Wachstum des Kindes
In bis zu 70 % der Fälle handelt es sich einfach um konstitutionell kleine Kinder ohne weiteres Risiko. In den anderen Fällen kann das gestörte Wachstum ein erhebliches Risiko darstellen, weshalb hier genauere Untersuchungen stattfinden müssen.4
Intrahepatische Schwangerschaftscholestase
Bei vorliegender intrahepatischer Schwangerschafts-cholestase (akute Leberkrankheit in der Schwangerschaft) soll ab 38+0 SSW eine Geburtseinleitung empfohlen werden.4 Bei sehr hohen Gallenwerten kann sogar bereits zwischen 34+0 und 36+6 SSW eine Geburtseinleitung sinnvoll sein. 4
Bluthochdruck in der Schwangerschaft
Bei Schwangerschaftsbluthochdruck sollte ab 37+0 SSW die Beendigung der Schwangerschaft empfohlen werden. Bei chronischem Bluthochdruck sollte ab 38+0 SSW die Beendigung der Schwangerschaft empfohlen werden.4
Verdacht auf ein zu großes Kind
Bei zu großen Kindern kann es unter der Geburt gerade im Schulterbereich des Kindes zu Komplikationen kommen. Deshalb wird bei Verdacht auf sehr große Kinder eine Geburtseinleitung ab 39+0 SSW empfohlen.4
Medikamentöse Methode
Medikamente können die Gebärmutter und den Gebärmutterhals auf die Geburt vorbereiten und Wehen einleiten. Hierfür werden künstliche Hormone wie z.B. die menschlichen Hormone Prostaglandine oder Oxytocin künstlich verwendet. Die sogenannten Prostaglandine werden eingesetzt, wenn der Gebärmutterhals sich noch nicht zurückgezogen hat und somit der Muttermund noch nicht reif ist.4
Man unterscheidet hier zwischen Produkten, die als Tablette geschluckt werden und solchen, die über die Scheide eingeführt werden. Das Wehenmittel Oxytocin kann eingesetzt werden, wenn der Muttermund reif ist und Wehen verstärkt werden sollen.4
Prostaglandine wirken auf zwei verschiedene
Weisen4,9
Prostaglandine als Tablette
Eine Geburtseinleitung ist durch Einnahme von Tabletten möglich, die gering dosiertes Misoprostol enthalten. Misoprostol ist ein gut untersuchter und zugelassener Wirkstoff für die Geburtseinleitung.4
Prostaglandine über die Scheide
Prostaglandine, die durch die Scheide verabreicht werden, enthalten den Wirkstoff Dinoproston. Es stehen dabei unterschiedliche Möglichkeiten zur Verfügung:4 Vaginaltablette, Vaginalgel, Vaginalinsert (Tampon). Dieser Wirkstoff und die verschiedenen Möglichkeiten sind ebenfalls gut durch klinische Studien untersucht. Die Möglichkeiten unterscheiden sich weiterhin, wie tief sie eingeführt werden. Das Tampon wird beispielsweise tief in die hintere Scheide eingeführt und bietet den Vorteil, dass die Freisetzung des Wirkstoffes unterbrochen werden kann, wenn das Tampon gezogen wird.10
Oxytocin per Infusion
Ist der Muttermund reif und sollen die Wehen verstärkt werden, bekommt die Frau in der Regel den Wirkstoff Oxytocin über die Vene direkt in das Blut verabreicht.11 Durch die langsame und fein dosierte intravenöse Infusion können Häufigkeit und Dauer der Kontraktionen gut kontrolliert werden.
Mechanische
Methoden4
Eine Einleitung kann auch „mechanisch“ ohne Medikamente erfolgen. Hier wird versucht, den Muttermund so zu stimulieren, dass körpereigene Hormone (Prostaglandine) ausgeschüttet werden, die das Öffnen des Muttermundes unterstützen und Wehen auslösen. Hierbei gibt es folgende Methoden:
Eipollösung
Hierbei wird versucht, durch ein Eindringen mit 1–2 Fingern durch die Vagina, das untere Ende der Fruchtblase von der Gebärmutter zu lösen.
Ballonkatheter
Ein Ballonkatheter ist ein kleiner Schlauch mit einem oder zwei kleinen Ballons an der Spitze. Dieser Katheter wird über die in Scheide in die Gebärmutter eingeführt und dann mit einer Kochsalzlösung gefüllt. Durch die Ballons wird der Gebärmutterhals gedehnt. Hierdurch kann die Ausschüttung körpereigener Hormone angeregt werden, die den Muttermund „reifen“ lassen und Wehen auslösen. Die Effektivität des Katheters ist vergleichbar mit der medikamentösen Einleitung durch Prostaglandine.4
Amniotomie
Unter einer Amniotomie versteht man eine Eröffnung der Fruchtblase. Diese Methode wird als alleinige Maßnahme heutzutage nicht mehr empfohlen.4
Alternative Methoden
Die meisten der nachfolgenden Methoden werden aufgrund gemachter Erfahrungen angewendet. Für diese Methoden liegen Daten im Rahmen von klinischen Studien vor, aufgrund der geringen Fallzahl konnte darin keine Aussage zur Sicherheit und Wirkung gegeben werden.4
Rizinusöl
Rizinusöl ist ein Abführmittel. Neben der abführenden Wirkung kann es Wehen auslösen. Der „Wehencocktail“ mit Rizinusöl war das erste medikamentöse Verfahren zur Geburtseinleitung in der ersten Hälfte des letzten Jahrhunderts.4
Es gibt einige weitere Methoden, die zur Geburtseinleitung angewendet werden können. Zu diesen Verfahren gehören unter anderem der Nelkenöltampon, Geschlechtsverkehr, Akupunktur, Stimulation der Brustwarzen und homöopathische Verfahren.4